Donnerstag, 20 Juni 2013 14:57

Vereinfachtes Modell der Wissensproduktion

Wissen stellt nicht nur einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil in einem kapitalistischen System dar, sondern bringt auch die Menschheit bei der Problemlösung und Bedürfnisbefriedigung voran und verschafft jedem Wissen besitzenden Homo sapiens viele materielle und immaterielle

Vorteile.

Was ist Wissen?

Wissen - ist das Ergebnis einer sensorisch und intern wahrgenommenen, abgespeicherten, sowie bewusst und unbewusst verarbeiteten Information, welche mittels der Imagination und schon des vorhandenen Wissens mit anderen Informationen in Relation gesetzt und möglicherweise mit ihnen verflochten wurde.

Das Wissen lässt sich in subjektiv-explizites Wissen, implizites Wissen und intersubjektiv-definiertes Wissen unterteilen. Wie man auf diese Kategorien des Wissens kommt, erfährst du im folgenden Modell der Wissensproduktion.

Modell der Wissensproduktion

Visualisierte Darstellung der Wissensproduktion

Bevor das Wissen überhaupt entstehen kann, bedarf unsere Innenwelt eines Rohstoffs. Dieser "Rohstoff" ist der unfiltrierte Informationsflut, welcher mit Hilfe der sensorischen Wahrnehmung aufgenommen und in unser Gehirn zur internen Wahrnehmung weitergeleitet wird. Sensorische Wahrnehmung kann dabei mit bereits erworbenem Wissen verbessert werden. Sprich: der Einsatz von technischen Mitteln (Mikroskope, Teleskope etc.), um die Filtration von für uns verborgenen Informationen (Teile des elektromagnetischen Spektrums, Skalierung u.Ä.) zu umgehen. Die Frage ist, ob diese Filtration von Informationen durch unsere Organe selbst oder durch absichtliches Ausfiltern bedingt ist?!

Wie du vielleicht schon festgestellt hast, ist die interne Wahrnehmung nicht eingerahmt. Dies liegt daran, dass sie alle unsere geistigen Prozesse betrifft und beeinflusst. Es ist unser Denkmechanismus, eine geistige Suchfunktion. Sie kann sowohl bewusst, als auch unbewusst geschehen. Du kannst dein Denken beispielsweise einer konkreten Problemlösung widmen, indem du dich auf sie bewusst konzentrierst. Oder du kommst auf die Lösung deines Problems unbewusst und unerwartet beim Duschen, obwohl deine bewusste Konzentration zu dem Zeitpunkt woanders war.

Folgt man weiter dem Prozess der Wissensproduktion, so stellt man fest, dass alles aus der Außenwelt Empfangene nur aus unbewussten Informationen besteht. Wenn du dir eine Landschaft anschaust, so bist du zwar der Landschaft an sich bewusst; jedoch nicht jeder wahrgenommenen, einzelnen Einzelheit dieser Landschaft. Deine Augen können zwar einen vorbeilaufenden Käfer sehen, aber du nimmst ihn nicht intern wahr, weil deine bewusste Konzentration woanders ist. Hier ist eine visuelle Darstellung, um dies zu verdeutlichen:

Bewusste und visuelle Konzentration

Wie das Bild schon zeigt – um bewusste Informationen zu empfangen, musst du nicht unbedingt eine visuelle Konzentration auf ein bestimmtes Objekt richten. Entscheidend ist hierbei die bewusste Konzentration, die ganz allein in deinem Kopf stattfindet. Hören ist nicht gleich Zuhören! Während du dich auf etwas Bestimmtes sowohl visuell als auch bewusst konzentrierst, bringst du gleichzeitig die wahrnehmbare Umgebung mittels deiner Sinnesorgane in Erfahrung (Unbewusstes Lernen). Damit kannst du dir ganze Landschaften, Gesichter u.a. merken, ohne jeder Einzelheit die Konzentration geschenkt zu haben. Durch dieses unbewusste Lernen erweiterst du deine Erfahrung, was zugleich auch dein implizites Wissen erhöht. Implizites Wissen ist eine Form des subjektiven Wissens, welche Informationen beinhaltet, die unbewusst abgerufen werden. Beim Gleichgewichthalten, beim Fahrradfahren, beim Skateboarden oder bei anderen ähnlichen Aktivitäten, die du dank deiner Erfahrung (und ständigen Repetition der gleichen Tätigkeit) beherrschst, brauchst du nicht auf konkrete Dinge, solche wie Neigungswinkel, Gewichtsverlagerung, Handbewegungen o.ä. bewusst zu achten. Um jedoch in der jeweiligen Tätigkeit z.B. beim Fahrradfahren besser bzw. professioneller zu werden, musst du nicht unbedingt vergeblich versuchen durch Repetition immer das Selbe zu machen und somit ständig vom Fahrrad runterzufallen, sondern sich bemühen das Problem zu finden, was nicht zum gewünschten Ergebnis führt, um es mit Hilfe deiner bewussten Konzentration zu beseitigen. Du kannst auch verschiedene Abläufe (z.B. verschiedene Neigungswinkel) ausprobieren, um soviel unbewusst zu lernen, wie möglich. In dieser Weise erlangst du also implizites Wissen.

Da es aber auch andere Formen des Wissens gibt, kehren wir zurück zur bewussten Information. Sobald du dich auf etwas Bestimmtes konzentriert hast, tritt Assoziation ein. Unter Assoziation definiere ich einen Mechanismus, der aufgenommene Informationen in Relation mit den Informationen aus der Erfahrung setzt und sie miteinander vergleicht. An dieser Stelle können zwei Fälle eintreten. Entweder die Informationen stimmen miteinander überein (Fall 1), was Repetition von bereits gespeicherter Information verursacht und somit möglichen Informationsverlust verhindert; oder es tritt ein gegensätzlicher Fall (Fall 2) ein. Beim bewussten Vergleichen der Information wird kein Bezug aufgrund fehlender Information im Erlebten hergestellt. Also bringst du die neue Information in Erfahrung. Die erlebten und im Gedächtnis abgespeicherten Informationen werden in der Imagination weiterverarbeitet. Dabei unterscheide ich zwischen der bewussten und unbewussten Vorstellungskraft. Die Unbewusste wird intern-unbewusst wahrgenommen (erinnere dich an die interne Wahrnehmung!). Diese Art der Imagination betreffen beispielsweise Träume, Hypnose und andere das Bewusstsein außer Kraft setztende Mittel. Die bewusste Imagination dagegen ist ein Prozess des bewussten Denkens. Die Fähigkeit, aus einem gegebenen Rohstoff so viele wie möglich Information-Kombinationsmöglichkeiten zu realisieren, wird durch Kreativität gekennzeichnet. Je höher die Kreativität ein Homo sapiens besitzt, desto größer ist das Potenzial der subjektiven Wissensschöpfung. Sobald jegliche Informationsverflechtungen erdacht wurden, muss der Mensch zu der subjektiven Überzeugung (Einbildung) kommen, dass die jeweilige Information-Kombi das Vermögen besitzt, zu einer Idee oder gar einer Erkenntnis zu werden. Der Grad der Überzeugung ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Ein Beispiel: James und Tom haben heute einen fallenden Apfel erlebt. Nun bilden sie dieses Erlebnis in ihren Köpfen nach (intern-bewusste Wahrnehmung), um daraus eine Erkenntnis zu gewinnen, warum der Apfel auf den Boden fällt. James ist auf eine Idee gekommen, verwirft sie aber dann, weil ein anderer Ansatz seine Überzeugung gewonnen hat. James schlägt seinem Kumpel Tom die Idee vor. James denkt, der Apfel fällt auf den Boden, weil ihn die Erde anzieht. Der Kumpel schaut ihn skeptisch an und schlägt ihm nun seine Idee vor. Da der Tom eine "bessere" Kreativität besitzt, hat er sich etwas erdacht, worauf James niemals im Leben gekommen wäre. Er behauptet: der Raum ist so stark von der Erde gekrümmt, dass der Apfel nun keine andere Möglichkeit hat, als dem Verlauf des Raumes zu folgen. James findet es natürlich absurd und glaubt, dass es einfach nicht sein kann; dieser Science-Fiction Kram! Sein Freund dagegen ist der Meinung, dass James mit dieser subjektiv-konservativen Einstellung sehr albern wirkt! Deshalb schlägt er ihm vor, gemeinsam in die Universität zu gehen und einen Physikprofessor zu fragen. Nun übermitteln sie dem Professor ihre Erkenntnisse, indem sie sich der persuasiven Kommunikation bedienen. Der Professor hat ihnen beiden zugehört und schmunzelt plötzlich. Seine interne Wahrnehmung fängt an zu arbeiten. Ihre überzeugende Gestik hat er gar nicht beachtet, jedoch unbewusst verarbeitet. Vielmehr hat er sich auf ihre aus dem Mund kommenden Schallwellen konzentriert. Als ein Fachmann besitzt er beide Informationen (ihre subjektiven Erkenntnisse) in seiner Erfahrung. Deshalb tritt Fall 1 der Assoziation ein. Er übermittelt nun die aufgerufene Information weiter an den Imaginationsteil und erstellt dort mittels seiner Kreativität und bewusst erlernter Sprache einen Satz; der seinem subjektiven Glauben entspricht. (Weil der Satz subjektiv-definiertes Wissen enthält, welches mit Hilfe der Empirie verifiziert wurde). Er äußert den Satz: "Tom hat Recht, da die Raumkrümmung im Jahr 1919 von Arthur Eddington experimentell bewiesen wurde." "Es tut mir Leid James, aber dein veraltetes Wissen wurde dank Albert Einstein ersetzt." James ist nun zu der bitteren Einsicht gekommen, die er enttäuschend und bedingungslos annimmt; da er dem qualitativ-dominanteren Gesellschaftsregulator glaubt (Fachmann > Laie). Sein subjektives Wissen wurde mit dem intersubjektiv-definierten Wissen modifiziert; einer dritten Form des Wissens. http://www.online-artikel.de