Donnerstag, 07 Mai 2020 10:45

Die Entwicklung der E-Zigarette von 2010 bis 2020

 E-Zigarette E-Zigarette

Die „cigalike“ war eine E-Zigarette, welche Tabakzigaretten in Größe und Form vor über 10 Jahren nachahmen sollte. Das hat aber nicht geklappt. Der Akku zu klein und auch das Reservoir für E-Liquid. 2010 kam die „eGo“, die einen 650mAh Akku hatte und schon einige Stunden Autarkie mit sich brachte.

Von da ab gab es bei den elektronischen Dampfgeräten zwei Richtungen. Einmal die kleinen Geräte für moderate Dampfentwicklung und andererseits so genannte „Akkuträger“, heute „Mods“ genannt, die bis zu 4 x 18650er Akkus fassen und somit auch die 10.000mAh Akku-Marke locker sprengten. Bei Leistungen über 300 Watt und extremer Dampfmenge sind solche Kapazitäten auch gefragt.

Die Entwicklungen der E-Zigaretten wurden immer extremer. Es gibt die Lager der Selbstwickler, die ihre Heizelemente in zum Teil kunstvoller Heimarbeit von Hand herstellen und wo wirklich aufwändige und erstaunlich teure Mods und Verdampfer zum Statussymbol geworden sind. Diese hardcore Vapeszene hatte ihren Ursprung in den USA und sie ist heute weltweit vertreten. Trotz aller Regulierungen, die wir heute haben, gibt es sie weiterhin. Vielleicht ist es auch juristisch nicht ganz einfach, ein Stück Draht, Glaszylinder oder einzelne Bauteile aus Edelstahl zu verbieten, aus denen E-Zigaretten-Verdampfer bestehen. Und selbst wenn es dafür eine Handhabe gäbe - die Hardcore Vapeszene würde ihre Wege finden, weiterhin für sehr viel Dampf zu sorgen. Viel Dampf hat immer schon viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen und heute hat fast jeder schon mal an der Ampel ein Tuningauto vor sich stehen gehabt, aus dem nicht nur laute Musik dröhnte, sondern auch nebelmaschinenartige Dampfwolken nach links, rechts oder oben zum Schiebedach hinaus gepustet wurden. Das ist zu einem Lebensgefühl geworden und das wird es auch bleiben.

Diese „lauten“ Dampfer haben womöglich eine ganze Reihe von Rauchern eingeschüchtert und davon abgehalten, die E-Zigarette als Alternative einmal zu versuchen. Die Vorteile der geringeren gesundheitlichen Belastung durch die E-Zigarette im Vergleich mit der Tabakzigarette werden durch die x-fache Dampfmenge auch irgendwie ad Absurdum geführt, auch wenn in viel Dampf genauso wenig Teer enthalten ist, wie in wenig Dampf. Da sind dann die Aromen das Problem. Seit Jahren haben die großen Tabakkonzerne die E-Zigarette für sich erschlossen und es sind nach der immer noch erhältlichen, My Blue (Imperial) zwischenzeitlich auch Geräte in der 3. Generation verfügbar, wie z. B. der ePen 3 von govype (BAT). Eines haben die E-Zigaretten der Tabakgiganten gemeinsam: Sie arbeiten mit so genannten Pods, die mit Liquid gefüllt als Einwegprodukte verkauft werden. Die vorbefüllten Podgeräte sind wirklich komfortabel und super sauber. Mit jedem Pod ist die E-Zigarette praktisch wie neu. Auch neu empor gekommene Konzerne, JUUL aus den USA stellt vorbefüllte Einwegprodukte her. Das ist hygienisch und sauber, gleichsam aber auch umweltschädlich und teuer. Pods sind eigentlich nichts anderes, als kleine Verdampfer mit integrierten Tank und Mundstück. Pods werden zudem zumindest teilweise in die E-Zigarette integriert, sie sind proprietär ausgeformt und Bestandteil des Gesamtdesigns eines Podgerätes. Natürlich würden auch die Wegwerf-Pods technisch viel länger durchhalten, als nur die eine Tankfüllung, die die Hersteller vorsehen. Und genau das hat zu Beginn viele Nutzer dazu bewogen, Lösungen zum nachfüllen zu schaffen und genau das ist es, was die Hersteller dieser Systeme durch möglich gut versiegelte Pods verhindern wollen. Es ist erstaunlich, wie robust z. B. ein Pod für den ePen3 gebaut ist. Mit vorbefüllten und nicht nachfühlbaren Pods sind maximale Gewinne möglich - Es ist praktisch das Nespressokapselsystem für die E-Zigarette.

Die Akzeptanz nicht nachfühlbarer Pods hingegen ist begrenzt. Die Kosten und die Umweltverträglichkeit sind ein Aspekt. Ein anderer ist die Leistung. Natürlich kann ein vorbefülltes Podsystem nur mit einer begrenzen Leistung betrieben werden, denn sonst wär es ja viel zu schnell leergedampft, um überhaupt irgendwen zu begeistern. Das funktioniert besonders gut, mit möglichst starken Liquids, also mit möglichst hoher Nikotinkonzentration, wie z. B. die JUUL mit ihren 50mg Nikotin pro Milliliter in den USA bewiesen hat. In Europa regelt die Tabakprodukt Richtlinie (TPD), bzw. das Tabakproduktegesetz den maximalen Nikotingehalt in E-Zigaretten-Liquids und der ist hierzulande auf 20mg/ml begrenzt. Die JUUL, die nur ganz wenig Dampf erzeugt und mit dem starken Liquid in den USA dann auch schnell und zuverlässig befriedigt und bei der man von der kleinen Liquidmenge in den Pods tatsächlich auch eine ganze Weile lang etwas hat, funktionierte hierzulande mit der begrenzten Nikotinstärke nicht wirklich. Der Erfolg, wie in den USA blieb für JUUL bisher komplett aus. Die für den europäischen Markt entwickelten Fertigpod-Systeme von Big Tobacco gehen hingegen gerade noch so durch. Sie sind leistungsmäßig so gebaut, dass sie mit rund 10 Watt Leistung und den stärkstmöglichen Liquids zwar auch schnell „satt“ machen, aber sie sind deutlich schneller leer gedampft und die Akkukapazität verbraucht. So richtig perfekt passt das also auch nicht, wenn man sich die neuesten Fertigpods einmal ansieht. Diese sind massiv verarbeitet und beinhalten dennoch nicht einmal ganz 2 Milliliter E-Liquid. Da ist eine Nespressokapsel in Sachen Ressourcenverbrauch fast nichts dagegen.

Zudem hat sich herausgestellt, dass das Dampfen erst im Bereich von oberhalb 10 Watt anfängt wirklich Spaß zu machen. Die seit einigen Jahren verbauten und heute für jedes Nachfüll-Pod System erhältlichen „Mesh“-Kerne mit einer besonders großen Verdampfungsoberfläche und resultierender, besserer Aromaentfaltung arbeiten mit etwas höheren Leistungen. Zwischen 14 und 25 Watt hat man immer noch moderate Liquidverbräuche und entsprechend moderate Dampfmengen. Zwei Milliliter, wie sie höchstens in Fertigpods enthalten sind, reichen dafür aber nicht aus. Man sollte also schon nachfüllen können.

Darum ist es nicht verwunderlich, dass die E-Zigaretten Industrie, die im Wesentlichen in Shenzhen, China beheimatet ist, seit einem guten Jahr intensiv mit der Entwicklung von Geräten für befüllbare Pods befasst ist. Diese erobern seit 2019 die Welt im Sturm. Mittlerweile gibt es E-Zigaretten mit nachfüllbaren Pods in allen möglichen Bauformen und Größen. Generell ist und bleibt es das Ziel der Pod-Gerätehersteller, möglichst kleine und kompakte E-Zigaretten zu bauen. Tankvolumen und Akkukapazität stehen diesem Streben kontraproduktiv gegenüber. Ein Weltweit anerkannter Vertreter der Nachfüll-Pod E-Zigarette war und ist die „Caliburn“ vom Hersteller UWELL. Das aktuell leistungsfähigste Pos-Gerät mit einem knapp 4ml großen Tank ist die Aegis Boost von GeekVape. Dazwischen gibt es nichts, was es nicht gibt. Es gibt sogar winzige E-Zigaretten mit Nachfüllpods, die in Ladeboxen transportiert werden, in denen der Akku nach ein paar genommenen Zügen wieder nachladen kann (z. B. die „Marsupod“ von UWELL). Auffällig ist, dass heute fast jeder Hersteller ein Podgerät im Portfolio hat, auch wenn er bis vor einem Jahr ausschließlich extreme Dampfgeräte hergestellt hat. Und es ist auch auffällig, dass sogar in Youtuberkreisen für extreme Selbstwickelgeräte immer mehr Podgeräte gefeiert werden. Es sieht fast so aus, als würde sich das nachfüllbare Pod-System als ideale E-Zigarette herauskristallisieren.