Donnerstag, 02 Mai 2013 17:43

Krankheits-Risiko bei Altenpflegekräften senken

Altenpflegekräfte sind wesentlich häufiger krank als der Durchschnitt der Arbeitnehmer und besonders häufig von Burnout betroffen. Als Ursachen gelten Stress, Überlastung und falsche Arbeitsorganisation. Die Fluktuation des Personals ist hoch. Schon heute

können vakante Stellen nicht besetzt werden.

Altenpflegekräfte haben einen deutlich höheren Krankenstand und einen schlechteren Gesundheitszustand als die Durchschnittsbevölkerung. Der psychische Zustand ist um 12 Pr0zent schlechter und psychosomatische Beschwerden kommen 44,3 Prozent häufiger vor (DAK-Gesundheitsreport 2003).

Die körperliche Beanspruchung ist hoch und häufige Arbeitsunterbrechungen durch Kollegen, Bewohner und Angehörige strengen an. Dazu kommen der Zeitdruck und eine schlechte personelle Ausstattung.

Der Alltag

Altenpflege ist ein Beruf, der Menschen anzieht, die eine sinnvolle und erfüllende Arbeit machen wollen. Die Praxis ist leider sehr oft enttäuschend.

Seit der Einführung der Pflegeversicherung sind die beruflichen Anforderungen gestiegen. Personalabbau und zu finanzielle Engpässe bestimmen den Alltag.

Einrichtungen, die außerdem bei den Materialkosten sparen, lassen bei den Mitarbeitern Frustration aufkommen und die Qualität der Pflege in Frage stellen.

Zu wenig Zeit für zwischenmenschliche Kontakte mit den Bewohnern und Pflege unter Zeitdruck führen zur Desillusionierung und vielfach zum Berufswechsel.

Berufsaussteiger

Wolfgang Becker und Barbara Meifort kommen schon in ihren Studien von 1997 und 1998 zu dem Ergebnis, dass nach 5 Jahren nur noch 20 Prozent der Altenpfleger/innen den Beruf ausüben. Die Ausstiegsquote und die Entwicklungen durch den demografischen Wandel lassen einen ansteigenden Fachkräftemangel befürchten.

Die etwas aktuellere Studie von Kleinert/Dietrich (2005) kommt zu dem Ergebnis, dass nach 4 Jahren noch 60 Prozent der Altenpflegerinnen den Beruf ausüben. Weitere Untersuchungen liegen noch nicht vor.

Ein Blick in die Geschichte

Den Beruf Altenpflege gibt es erst seit den 1960er Jahren. Dem Fachkräftemangel während der 50er Jahre wurde mit Schulungen für Berufsrückkehrerinnen entgegengewirkt. Mit der Ansicht „pflegen kann Jede" wurde eine kurze Schulung als ausreichend angesehen. 1969 wurde die Ausbildung dann gesetzlich geregelt.

Ein bundesweit einheitliches Ausbildungskonzept gibt es erst seit 2001.

Bis in die 1990er Jahre galt der Beruf als Wiedereinstiegschance nach der Familienphase und es waren häufig Frauen mit niedrigem Bildungsabschluss, die ihn wählten. Für viele war es eine 2. Wahl, weil sie keine anderen Möglichkeiten für sich sahen und die Aussicht auf einen Arbeitsplatz in der Pflege gut war.

Noch heute ist Altenpflege ein Frauenberuf. Der Anteil der Männer liegt zwischen 5 und 20 Prozent. Männer haben ein realistischeres Verhältnis zu ihrer Arbeit, während sich die Frauen stärker mit ihrer Tätigkeit identifizieren.Das birgt die Gefahr, die professionelle Distanz zu verlieren und für Enttäuschung.

Im Vergleich zur Krankenpflegerin genießt eine Altenpflegekraft eine geringere gesellschaftliche Anerkennung. Auch die Bezahlung ist niedriger. Krankenpflegekräfte haben die Kompetenz, auch in der Altenpflege zu arbeiten. Altenpfleger dürfen das nicht. Diese Faktoren wirken sich negativ auf ihr Selbstbewusstsein und ihre berufliche Identität aus.

Wie können Altenpflegekräfte an ihren Beruf gebunden und gesund bleiben und ihn auf Dauer mit Freude ausüben?

Arbeitszufriedenheit und Führungsstil

Eine hohe Bedeutung für die Arbeitszufriedenheit hat der Führungsstil. Viele Pflegekräfte, die den Beruf wechseln wollen, nennen die schwache Führungsqualität ihrer Vorgesetzten als wichtigen Grund für diesen Schritt. Sie vermissen Anerkennung für ihren Einsatz und persönliche Wertschätzung. Auf ihre Gesundheit wird zu selten Rücksicht genommen.

Wenn dieHierarchie starr organisiert ist,führt das zur Überlastung von Leitungskräften und zur fachlichen Unterforderung bei den examinierten Pflegekräften. Unterforderung und geringe Gestaltungs-möglichkeiten machen unzufrieden.

Berger und Zimber (2004) kommen in ihrer Studie in diesem Zusammenhang zu dem folgenden Schluss:

Die Belastbarkeit der Pflegekräfte hängt vor allem anderen von der Qualität der Arbeitssituation beim Träger ab. Mit einem wertschätzenden Führungsstil, mit der Verteilung der Verantwortung auf mehrere Personen, kann es gelingen, qualifiziertes Personal zu halten und somitin der eigenen Einrichtung dem Fachkräftemangel vorzubeugen.

Führung stärkt Ressourcen

Heute sollte jeder Träger seine Mitarbeiter als wichtiges Gut betrachten. Ohne sie ist das Fortbestehen der Einrichtung nicht möglich.

Die Leitung hat eine Fürsorgepflicht für Mitarbeiter und Bewohner. Es liegt in ihrem Interesse, die Ressourcen der Pflegekräfte durch den Abbau physischer Belastungen mit Hilfsmittel und Rückenschule zu erhalten. Besonders wichtig ist außerdem, die psychischen Belastungen durch die Konfrontation mit Sterben, Tod, Ekelgefühlen und im Umgang mit schwierigen Bewohner-Persönlichkeiten zu stärken.

Bewährte Maßnahmen wie Fallbesprechungen, Supervision, Trainings zum Umgang mit schwierigen Situationen und zur Stressbewältigung fördern den kollegialen Zusammenhalt.Das Betriebsklima verbessert sich, die emotionale Bindung der Mitarbeiter an den Arbeitgeber wird gestärkt und auch die Bewohner profitieren von einer entspannten Atmosphäre.

 

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