Dienstag, 12 Februar 2019 11:51

Russland wird zu einem beliebten Markt mit enormen Potenzial

Eine Konferenz in Berlin präsentiert die Möglichkeiten der Filmindustrie im Osten

Russland will sich stärker als Standort für die internationale Filmbranche etablieren. In Berlin trafen im Rahmen der diesjährigen Berlinale 200 Filmfachleuten aus 17 Ländern auf Einladung von Roskino und dem Russischen Exportzentrum zusammen. Es ging dabei vor allem um Chancen in der Filmindustrie.

 

Content-Vertreiber verschiedener Länder trafen in Berlin mit Vertretern der russischen und internationalen Filmindustrie und Vertriebsgesellschaften sowie Produzenten und Investoren zusammen. Das Augenmerk der Veranstaltung lag auf der Vorstellung des Exportpotenzials der russischen Kinoindustrie und der Steigerung der Bekanntheit russischer Filmproduktionen bei ausländischen Vertriebsunternehmen. Diskutiert wurden die Erfahrung zwischenstaatlicher Partnerschaften in der Filmbranche, Co-Produktions- und Entwicklungsperspektiven sowie Investitionen in Co-Produktionsprojekte und Möglichkeiten zur Realisierung neuer internationaler Kooperationen.

 

„Moskau mit seinen einzigartigen Standorten und Fachleuten hat ein enormes Potenzial internationale Produktionen anzuziehen“, findet Journalist Christopher Vourlias. Trotzdem seien andere Länder wie Bulgarien, Tschechien oder Rumänien „aus einem einfachen Grund seit vielen Jahren beliebte Drehorte: Sie bieten unschlagbar niedrige Preise an“, so der amerikanische Journalist und Experte für Filmmärkte. In den genannten Ländern seien zuletzt Dutzende von Hollywood-Großprojekten umgesetzt worden.

 

Vourlias merkt an: „In letzter Zeit hat sich jedoch Russland in der internationalen Unterhaltungsindustrie immer beliebter gemacht. Seit Jahren beobachten wir die kolossale Arbeit, das Roskino-Team leistet, um die russische Filmindustrie, Moskau und seine Drehmöglichkeiten zu populärer zu machen.“ Russland brauche allerdings eine noch bessere Förderung.

 

Dies ist die Aufgabe von Roskino-Chefin Ekaterina Mtsituridze. „In acht Jahren haben wir es geschafft, Informationen über die besten russischen Unternehmen, die hochwertigen Film- und Fernsehinhalte produzieren, zu sammeln und ein System für zentralisierte Branchenförderung zu etablieren“, sagt sie.

 

Wichtig ist ihr zufolge auch die russische Integration in den internationalen Markt. „Entscheidend ist, dass die russischen Hersteller die Bedeutung des internationalen Vertriebs erkennen.“ Belief sich im Jahr 2010 die Gesamtzahl der im Ausland verkauften russischen Filme auf knapp eine Million US-Dollar, erreichte der Betrag zum Ende des vergangenen Jahres fast 27 Millionen Dollar.

 

Noch etwas spielt eine Rolle. „Russland wird zu einem beliebten Markt mit enormen Potenzial, derzeit bekommt Russland viele Anfragen internationaler Unternehmen bezüglich Koproduktionen“, hat die in Deutschland arbeitende Produzentin Anna Kachko festgestellt. „Es ist sehr wichtig, dass der Staat die Kinoindustrie unterstützt. Das Potenzial für Steuersenkungen im Filmschaffen wird der Branche einen großen Schub verleihen.“ In der Koproduktion sei zudem die nicht-staatliche Finanzierung von großer Bedeutung. „All das sollte für alle Beteiligten zugänglich und verständlich sein.“

 

Insbesondere die russische Animationsindustrie entwickelt sich relativ schnell, weiß Wera Podgusowa zu berichten. „Mehrere russische Zeichentrickfilme und -serien sind zum kommerziellen Erfolg geworden“, sagt die Direktorin des Russischen Exportzentrums. Sie nennt Titel wie „Mascha und der Bär“, „Kikoriki“ oder „Die Schneekönigin – Eiskalt verzaubert“. Im vorletzten Jahr habe das Russische Exportzentrum eine Informations- und Werbekampagne gestartet, die die Produzenten vom audiovisuellen Inhalten, wie zum Beispiel Animations-, TV- und Kinostudios, unterstützen soll.

 

Auf der Konferenz in Berlin wurde eine Reihe verschiedener Titel vorgestellt, darunter der Film „Acid“, der im Rahmen der Berlinale im Panorama-Programm lief. Produzentin Mila Rosanova von Mars Media präsentierte den Film „T-34“, ein Actionfilm, dessen Handlung im Zweiten Weltkrieg angesiedelt ist. Die Produktion zählt in Russland zu den erfolgreichsten Filmen der jüngsten Zeit. Das berühmte Moskauer Filmstudio Mosfilm zeigte in Berlin das historische Drama „Anna Karenina. Vronsky’s Story“ unter Regie von Karen Shakhnazarov, basierend auf den Romanen von Vikenty Verensaev und Leo Tolstoi.

 

Zum Abschluss der Konferenz in Berlin zeigte Roskino den Kurzfilm „Moscow in Motion“, der mit Unterstützung der Moskauer Stadtverwaltung realisiert werden konnte. Ziel ist es, ausländische Produzenten auf die schönsten Drehorte der Hauptstadt aufmerksam zu machen und die Fähigkeiten russischer Produktionsfirmen zu demonstrieren.

 

„Ich sehe großes Potenzial bei russischen Schauspielern“, sagt Richard Cook, Agent der britischen Lisa Richards Agency. „Sie sind die besten auf der Welt.“ Er spricht dabei aus persönlicher Erfahrung. Die Agentur vertritt Yuri Kolokolnikov, Danila Kozlovsky, Yulia Snigir und andere im Ausland.

 

Auch Laurent Danelle, Produzent und Gründer von Loco Films aus Frankreich hat mit russischen Produzenten kooperiert, etwa beim in Cannes nominierten Kriegsdrama „Alexander“ des Regisseurs Alexander Sokurov. „Ich finde das russische Kino interessant und vielversprechend: Es gibt viele talentierte Regisseure, immer spannendere Projekte.“