Dienstag, 25 Juni 2013 19:34

Wenn die Allergie lebensgefährlich wird

Viele Menschen haben eine Lebensmittelallergie. Aber längst nicht bei allen wird sie erkannt. Im schlimmsten Fall tritt nach einem winzigen Krümel Nahrung ein anaphylaktischer Schock ein. „Der kann lebensbedrohlich sein", nach Klaus Richter (Berliner
Bundesinstitut für Risikobewertung). Das träfe etwa auf jeden fünften bis zehnten Allergiker zu. Grundsätzlich kann jedes Lebensmittel Allergien hervorrufen. Daher müssen die vierzehn wichtigsten allergieauslösenden Inhaltsstoffe auf Lebensmittelverpackungen genannt werden.

"Während Kinder eher Nüsse, Ei und Milch schlecht vertragen, haben Erwachsene vorrangig mit Getreide und neuen Nahrungsmitteln wie Lupinenmehl Probleme", weiss der Allergologe Martin Raithel (Universitätsklinikum Erlangen). Verbraucher verdächtigen zuweilen häufig Nahrungsmittelzusatzstoffe. Allerdings seien diese nach Raithel "in der Mehrzahl der Fälle nicht der Auslöser einer Nahrungsmittelallergie, allenfalls von selteneren Intoleranzreaktionen". Die allergieauslösenden Stoffe in Pollen und im Essen ähneln einander chemisch. Daher sind Pollenallergiker besonders gefährdet, auch auf bestimmte Lebensmittel übersensibel zu reagieren.

Lokale Allergie

Jeder Dritte, der unter unerklärbarem Dauerschnupfen leidet, hat in seinem Blut keinerlei Immunglobulin-E-Antikörper, sehr wohl aber im Nasenschleim. Eine sozusagen lokale Allergie, die im Blut nicht sichtbar wird, könnte die Erklärung für das Niesen dieser Menschen sein. Die Allergologin Carmen Rondon (am spanischen Calos Haya Spital in Málaga) erkannte dieses Phänomen 2009 und nannte es „lokale Organallergie". Selbstverständlich hat diese überraschende Entdeckung Wissenschaftler hellhörig gemacht. Auch aufgrund dieser Erkenntnisse führt Raithel derzeit Untersuchungen an Patienten durch, die unter Schmerzen im Unterleib, beziehungsweise einem Reizdarm leiden.

"Einige wurden zu Unrecht als psychisch krank abgestempelt. Sie leiden an einer versteckten Allergie. Die sieht man aber nur, wenn man auf der Ebene des Gewebes schaut." erklärt Raithel. Da die Untersuchungen derzeit noch andauern möchte er allerdings noch keine genaueren Angaben machen. Es sei auch noch unklar, wie viele tatsächlich an einer versteckten Allergie leiden. Derartige Spezialanalysen des Gewebes werden allerdings bislang nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt, da einfach noch zu viele Fragen unbeantwortet sind.

Therapie für Lebensmittelallergien nicht in Sicht

Rund zwei Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Lebensmittelallergie betroffen. Obwohl schon seit einigen Jahren in diesem Bereich geforscht wird, ist eine erfolgversprechende Therapie dennoch nicht in Sicht. Abstinenz ist daher momentan der einzig richtige Weg. Aber trotzdem wird ein gewisses Restrisiko bei fertig hergestellten Produkten bleiben, denn unbeabsichtigte Verunreinigungen können Allergikern jederzeit gefährlich werden. "Schon einige Milligramm in einem Kilogramm eines Lebensmittels können eine schwere Schockreaktion auslösen", warnt Klaus Richter. Weil diese Schocks mitunter tödlich verlaufen können, fordert der Deutsche Allergie- und Asthmabund die Benennung und Einhaltung von Schwellenwerten. http://www.online-artikel.de