Interview mit Peter Daetz
WUP: Wie schätzen sie die aktuelle Situation der Fahrschulen in Deutschland ein?
Herr Daetz: Es ist in Deutschland so, dass jeder Fahrlehrer, der einige Jahre im Angestelltenverhältnis gearbeitet hat, eine Fahrschule eröffnen kann. Daraus ergibt sich eine Art Fahrschulschwemme. Das ist ein Problem. Ich persönlich würde ein System bevorzugen, das ähnlich ist wie bei den Ärzten, so dass man in einem bestimmten Gebiet nur eine bestimmte Zahl von Fahrlehren zulässt. Dann würde sich die Spreu von Weizen trennen. Man hört leider immer wieder, dass es viele Fahrschulen gibt, die schlechte Arbeit leisten.
WUP: Früher gewannen Fahrschullehrer ihre Kunden in erster Linie durch Mundpropaganda. Welche Mittel sind Ihrer Meinung nach heutzutage von Bedeutung?
Herr Daetz: Die Mundpropaganda gibt es heute auch noch, ist aber stark in den Hintergrund getreten. Wer heutzutage eine Fahrschule sucht, nimmt meistens sein Tablet, Handy oder Laptop und googelt bis er eine Fahrschule in seiner Gegend gefunden hat. Die meisten Fahrschüler, die zu uns kommen, kommen übers Internet. Also ist für mich als Unternehmer eine gute Internetpräsenz das A und O.
WUP: Was halten sie von der Ausbildung am Fahrsimulator?
Herr Daetz: Ich habe mir schon Fahrsimulatoren angesehen, finde das aber eher praxisfremd. Wenn ich schwimmen lernen will, stelle ich mich ja auch nicht in die Dusche. Da geh ich in die Badeanstalt, denn da habe ich das praxisnah. Ich denke nicht, dass das ein Fahrsimulator leisten kann. Ich denke auch gerade im Motorradbereich ist das nur sehr schwer umsetzbar.
WUP: Gibt es weitere Technologien, die die Fahrschüler in Zukunft bei der Ausbildung unterstützen können?
Herr Daetz: Wir haben ja schon eine große technische Entwicklung durchlebt. Z.B. beim Lernen des Theorieteils. Früher hat man das auf Folien gemacht, die man wieder abwischen konnte. Heute haben wir Lernsoftware, die übers Internet abrufbar ist, so dass man diese auch auf der ganzen Welt benutzen kann. Das Programm wird zudem ständig aktualisiert, mit neuen Fragen, Situationsvariationen usw. .
Die Autos werden auch immer moderner und leistungsfähiger. Heute haben wir Navis und die Schüler lernen auch damit zu fahren. Ich bringe den Schülern gezielt bei, damit umzugehen. Das gleiche gilt beispielsweise auch für die Rückfahrkamera, die in meinem Automatikauto eingebaut ist.
WUP: Was sind die zukünftigen Herausforderungen der Fahrschulen in Deutschland?
Herr Daetz: Weiterhin vernünftige Auto- und Motorradfahrer auszubilden. Das heißt verantwortungsbewusste Verkehrsteilnehmer auszubilden, die das Fahrzeug als sinnvolles Fortbewegungsmittel sehen und damit nicht nur Brötchen oder Zigaretten holen. Das Bewusstsein für die schwindenden Ölreserven zu schärfen ist auch sehr wichtig.