Mittwoch, 03 Juli 2013 18:03

Masturbation - Schändung mit der Hand?

Was im Deutschen Wörterbuch von Brockhaus, Bd. 27, 2215, unter der Herleitung von „Masturbation" zu finden ist, erinnert eher an eine moralische Schmähung als an Sprachwissenschaft. Wir lesen dort: „ma|stur|bie|ren (lat. masturbari,
wohl zu manus=Hand und stuprare=schänden)". Masturbieren wäre demnach als „mit der Hand schänden" zu verstehen. Masturbation ist also ein „mit Schande", vor allem aber ein mit Scham behaftetes Wort. Im Mittelalter fiel sexuelle Selbstbefriedigung unter „unzüchtiges Verhalten", und unter diesem Aspekt wird Masturbation bis heute gesehen. „Unzucht" bedeutet aber nichts anderes, als dass diese Sexualpraktik ungeeignet ist, um sich fortzupflanzen. Und genau hierin liegt des Pudels Kern!

Schauen wir nach einer Erklärung für die etymologische Herleitung der Masturbation, die überzeugender klingt und zerlegen zunächst das Wort in zwei Schritten:

MASTURBA-TION (-tion entfällt als Endung in der Betrachtung.)
MAST-URBA

In MAST-URBA haben wir zwei Wortbestandteile, die uns auf eine gänzlich andere sprachgeschichtliche Fährte führen.

MAST:

Kluge, Etymologisches Wörterbuch, 1995, 544 sagt hierzu: „‚Fütterung', westgermanisch masto; dies kann zurückgeführt werden auf indogermanisch *mazd-d-, d. h. dem Wort für ‚Essen, Speise'; eine Parallele findet das Wort vielleicht auch in griechisch mazós ‚(Mutter)brust'". Streichen wir bei Kluge das Wörtchen „vielleicht" und entfernen die Klammern um die Mutter, denn Speise und Mutterbrust weisen in jedem Fall einen Zusammenhang auf, so dürften wir auch nicht fehl gehen, wenn wir in mazós AMA, das Wort für „Mutter" sehen, zu dem unsere „Amme" gehört. Es erscheint auch nicht abwegig, die Amazonen an dieser Stelle zu nennen. Sie waren wohl weniger Frauen ohne Brust, als vielmehr welche, die ihre (kleinen) Kinder gegen die griechischen Heroen verteidigten. Halten wir zu MAST fest: Wenn wir uns fragen, was eine Mutter ausmacht, dann ist es die grundlegende Tatsache, dass sie ihr Kind nährt, d. h. stillt, und das geschieht zweifellos über die Mutterbrust. Somit sind Mutter und Brust im Grunde genommen nicht zu trennen. Das indogermanische *mazd-d- für „Essen, Speise" lässt sich etymologisch aus ama für „Mutter" und „*bat/bet/bad" für „sein" erklären. Erhalten ist das BAT noch heute im englischen be „sein" und im Deutschen „bin" und „bist". Auch sanskrit ambA „Mutter, Amme" reiht sich hier ein. Die erste Silbe MAST wäre demnach zu übersetzen als „du bist Mutter" oder „sie ist Mutter".

URBA:

„urbs" bezeichnet im Lateinischen die (kreisrunde) Stadt, deren Gründung in allen alten Kulturen immer auf die Mutter zurückzuführen ist. Die Einwohner befinden sich im übertragenen Sinne im geschützten (Stadtwall) Mutterbauch. „urbs" passt inhaltlich wohl zur Mutter, erklärt uns aber noch nicht, was wir unter Masturbation ursprünglich zu verstehen haben. Lateinisch „orbis" steht mit seiner Bedeutung „Welt, Wölbung und Kreis" in enger Beziehung zu „urbs". Doch „orbis" ist noch etwas anderes, nämlich der Mahlstein.

MAST-URBA respektive MAST-ORBA wäre demnach „du bist/sie ist Mutter" und „Mahlstein". Der Vorgang des Mahlens mit einem Reibestein auf einem länglichen oder auch kreisrunden Stein bietet ohne Frage eine Analogie zu den typischen Bewegungen bei der Masturbation. Sowohl das Mahlen von Körnern mit einem Reibestein als auch das Zerstoßen der Körner (Sinnbild für die Vulva) mit einem Stößel (Sinnbild für den Penis) in einem Mörser wurden im Altertum nicht im Sinne einer Metapher für Masturbation und Geschlechtsakt verstanden. Die Wörter für Mahlen, Vulva und Geschlechtsakt gingen auf einen Stamm zurück. Im Ägyptischen bedeutet Sd sowohl „Mörser" (Vgl. sanskrit sudhA!) als auch Vagina. Im Sumerischen lautet das Wort für „(zer)mahlen" sud2, su3.d hingegen ist die Schreibung für „begatten". Hierdurch erklärt sich auch der Name der Braut des sumerischen Gottes Enlil, die Sud hieß. (Zu Sud vgl. sanskrit sutai „Tochter"!)

Die MAST-URBA wäre demnach eine Mutter (Frau), die sich mit einem Mahlstein vergleichen lässt, mit dem Körner zu Pulver zerrieben werden. Sind die Körner noch keimfähig, so ist es das Pulver nicht mehr. Aus dem Mehl lässt sich keine neue Pflanze mehr züchten. Das Ergebnis des Mahlens ist gewissermaßen „unzüchtig". An dieser Stelle dürfen wir auch lateinisch orbitas „Kinderlosigkeit; Witwentum; Verwaistsein" einordnen, denn der Akt der Masturbation führt mit Sicherheit nicht zur Empfängnis, nicht einmal zu einer unbefleckten. Orbona ist somit auch die Göttin, die die Eltern der Kinder beraubt (lateinisch orbo, „jemanden der Eltern oder Kinder berauben"). Orbona ist die MASTURBA(T), „die Mutter, die wie ein Mahlstein ist", der Geschlechtsakt, den eine Person (in etymologischer Hinsicht die Frau) an sich selbst vollzieht, so dass der Kindersegen bzw. die Elternschaft ausbleibt. Daher ist Masturbation sehr wohl Unzucht, denn es lässt sich auf diese Weise kein Nachwuchs zeugen bzw. züchten.

Ob wir der Göttin Orbona nicht auch „Urbi et orbi" ( „der Stadt und dem Erdkreis") zuschreiben dürfen? Wohl nicht zufällig erteilt der Papst diesen Segen insbesondere zu Weihnachten, d. h. zur Geburt Christi und zu Ostern, seiner Auferstehung. http://www.online-artikel.de