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Montag, 06 Mai 2013 19:28

Sex, oder das Drama keinen zu haben

Es gibt wohl kein Gebiet, über das soviel nachgedacht, so viel geredet und noch mehr gelogen wird als über Sex, außer vielleicht noch auf dem Gebiet der Kriegsberichterstattung. Das liegt vermutlich daran, dass Sex sich in der Theorie

fast wie eine Kriegsberichterstattung ausnimmt. Denn es geht immer um das Eingeständnis einer vermeintlichen Eroberung oder Niederlage, und niemand möchte eigentlich zugeben, dass er viel zu wenig, schlechten oder gar keinen Sex mehr hat. Es sei denn, einer möchte seinem Ärger wirklich mal Luft machen, dann kommen die Geständnisse. Und zwar in einem so erschreckenden Ausmaß und in einer so desolaten Bilanz, dass man sich wünschte, man selbst hätte nie über dieses Thema nachgedacht, geschweige denn geschrieben.

Dabei ist die Aussage: „Er oder sie schaut mich nicht mehr an" gemeint: „Ich habe in meiner Beziehung keinen Sex mehr" keinesfalls eine moderne Zeiterscheinung. Denn das war früher schon so. Nur konnte man diesen bedauerlichen Zustand als „eheliche Pflichten" bis 1954 vor Gericht einklagen. Heute geht das nicht mehr. Heute steht keinem Ehepartner mehr per Gesetz das Recht auf Sex in seiner Beziehung zu, denn man geht von Gesetzes wegen davon aus, dass die Partner das nun unter sich regeln können.

Tun sie auch, aber nicht zur derer beider Zufriedenheit. In gehobenen Männerkreisen gehörte es ja fast schon zum guten Ton, nebenher etwas am Laufen zu haben oder man ging halt ins Bordell. Heute kommt nun noch der Telefon- oder Cyber-Sex hinzu.

Was für ein Fortschritt!

Dumm nur, dass die heutigen Frauen nicht mehr mit 40 anfangen zu bibbern: „ob er hoffentlich bald schon damit fertig ist", was so viel bedeutet wie, dass der Mann hoffentlich bald kein Verlangen mehr nach Sex haben möge und sie somit in Ruhe ließe.

Die heutigen Frauen wollen gar nicht mehr in Ruhe gelassen werden. Auch sie huldigen dem Fortschritt: Sie wissen, wie man problemlos verhütet und Sex genießen kann ohne schwanger zu werden. Warum also bitte, sollten sie bibbern?

Keine Frau bibbert heute mehr, sie zittert höchstens. Sie zittert vor Wut, weil der ganze technische und medizinische Fortschritt ihr nun deutlich vor Augen führt: Dein Partner will Sex, er hat Sex, doch er will und hat ihn nicht mit dir!

Welch bittere Erkenntnis, welch Drama. Was tun? Schweigen? Schön reden? Oder einfach so tun, als wäre es alles normal? Ja, warum nicht. Immerhin noch besser, als alles offen zuzugeben, was würden denn die Leute denken.

Ich kann ihnen sagen, was die Leute denken: Nichts Gutes. Denn für die Leute ist die Frau vornehmlich ein Gattungswesen, das keine individuellen Bedürfnisse, schon gar keine sexuellen Bedürfnisse zu haben hat. Und sollte sie es dennoch wagen, einmal laut über ihre Bedürfnisse und ihren nicht vorhandenen Sex nachzudenken, würde man sie schlichtweg als Hure bezeichnen. Man würde sie hämisch belächeln und sich flugs auf die Seite von ihren Partnern stellen und sagen: „Der wird schon ein Grund haben, wenn er nichts mehr von ihr wissen will."

Solange Männer das Thema Sex und Moral für sich gepachtet haben, ist es um die Frauen und ihre individuellen Bedürfnisse schlecht bestellt. Aber nach Abschaffung des Gesetzes für die ehelichen Pflichten, nach der sexuellen Revolution und nach der Einführung der Pille sollte man es wirklich der Frau überlassen, worüber sie reden und was sie für Bedürfnisse geltend machen will. Und wer befürchtet, dass unser soziales Gefüge auseinander bricht und unsere Nation zu einem Freudenhaus verkommt, wenn man in Zukunft die Frau als Individuum und nicht mehr nur als züchtiges Gattungswesen betrachtet, dem sei gesagt, dass in einer Nation, in der die Hälfte ihrer Bürger ein menschunwürdiges Dasein fristet, ein Umdenken bereits überfällig ist.

Ich gebe zu, die Leute sorgen sich zu Recht, aber wegen der falschen Dinge. Unsere Ehefrauen oder Partnerinnen wollen sich mit ihren Leidensgesängen, dass „im Bett nichts mehr läuft" weder prostituieren noch wollen sie damit eine neue Sexwelle auslösen. Sie wollen viel mehr eine Antwort auf die Frage: Warum? Und das, meine lieben Leute, kommt auch den Männern zugute. Denn diese warten schon ein bisschen länger auf diese Antwort.

Lassen Sie es mich auf den Punk bringen: Alle Beziehungskonflikte, die ein Paar in seiner Beziehung nicht aufarbeitet, sondern unter den Teppich gekehrt, sinken ins Unterbewusste, führen dort ihr Eigenleben und entladen sich eines Tages an ihrer Sexualität. Und nun zitiere ich mich selber aus „Mein Mann, das Theater und ich": „Alle seelischen Kränkungen, kleinen Beleidigungen, Unterdrückungen und Demütigungen des Partners, ja selbst das ewige Gemecker verwandelt sich mit der Zeit in eine seelische Blockade und erscheit dann auf der körperlichen Ebene einfach als Verweigerung oder auch Impotenz. In diese Kategorie fällt da auch die Impotenz, die sich die Männer unbewusst zulegen, wenn sie von ihrer Partnerin zum Geschlechtsverkehr aufgefordert werden. Ein Phänomen, zugegeben, aber ein ziemlich verbreitetes und äußerst wirkungsvolles obendrein."

Also, lange bevor im Bett nichts mehr läuft, haben sich die Partner schon verloren, weil sie sich vermutlich nicht so behandelten, wie sie selbst behandelt werden wollen: mit Respekt, Verständnis und Liebe. Deswegen sollten sich die Leute sorgen, zumal es sich langsam herumspricht, dass Sex im Kopf beginnt und auch dort endet und er auch bei ihnen ein persönliches Drama auslösen kann, wenn er halt nicht mehr stattfindet.

 

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