Donnerstag, 04 April 2013 18:39

Test: Medal of Honor: Warfighter

Vor zwei Jahren konnte sich Medal of Honor endlich von den Fesseln des Zweiten Weltkriegs befreien - wenn auch nicht so früh und so gut wie Call of Duty. Während man dort in Kürze den Schritt auf die Schlachtfelder der Zukunft wagt,


bleibt der Shooter mit dem Untertitel "Warfighter" in der Gegenwart. Verpasst Electronic Arts schon wieder den Anschluss?
"Inspired by Actual Events"
Video: Die ersten zehn Minuten zeigen, wie sehr es bei Warfighter abgeht: Gleich von Anfang an zeigen die Entwickler, wie Popcorn-Action aussieht.

Ich kann das Gerede um all den Realismus in Shootern ganz ehrlich nicht mehr hören. Vor allem, wenn es aus dem Mund eines Waffennarren wie Greg Goodrich kommt, Executive Producer der Medal-of-Honor-Serie bei EA. Okay, Waffen, Szenarien oder Slang mögen von den Militär-Beratern, die sich die Entwickler an Bord geholt haben, abgesegnet sein. Aber es ist mit Sicherheit nicht realistisch, wenn ich auch heftigste Einschüsse einfach durch kurzes Ausharren heile, wenn meine Teamkameraden unbegrenzte Munitionsvorräte dabei haben, die sie jederzeit bereitwillig mit mir teilen, wenn ich mehrere Kilometer durch pakistanisches Steppenland rennen kann, ohne auch nur ins Schwitzen zu kommen. Und dabei rede ich noch nicht einmal von den pausenlosen Explosionen, den zusammenfallenden Häusern und Kränen, den Verfolgungsjagden durch dicht befahrene Straßen, in denen wie durch Zauberhand eben doch genau die Lücke frei ist, die der Verfolgte und ich brauchen. Nein, realistisch ist Medal of Honor: Warfighter (MoH) nun wirklich nicht.

Scheiß auf Realismus. Das ist Michael Bay!
Fangen wir mit der Kampagne an - die beginnt mit einem mächtig gewaltigen Knall. Da fallen ganze Schiffe auseinander, ein Helikopter wird bei regenfeuchter Nacht mit einem zufällig herumliegenden Raketenwerfer aus der Luft gepult, die Feinde gehen schneller drauf als ein Schwarm Sprotten beim Dynamitfischen. Das Ganze dauert nur ein paar Minuten, erst danach folgt, aus welchem Grund auch immer, das Tutorial. Hier sprintet man zur Abwechslung mal nicht über den gewohnten US-Drillcourse, sondern schlüpft in die unrasierte Haut eines Islamterror-Azubis, der das Dahinschlachten von Ungläubigen lernt. Warum das so ist, wird erst viel später klar, bis dahin übernimmt man die Rolle von zwei Soldaten: Preacher und Stump. Beide wechseln sich ab, was nicht nur Sprünge in den Schauplätzen (von Pakistan über die Philippinen und den Jemen bis nach Dubai und Bosnien-Herzegowina), sondern auch in der Zeit bedeutet - viele der Aufträge erlebt man als Erinnerungen.

Meine gut getarnte Familie

Eine der größten Schwächen des Medal-of-Honor-Reboots war neben der schwachen Technik vor allem die dumpfe KI sowie die kurze Kampagne. Mit der Grafik hat der Nachfolger keine Probleme (dazu später mehr), und auch die Designer haben dieses Mal offensichtlich mehr als nur Rambo 3 zur Inspiration zu sehen bekommen. Klar rennt und schleicht man die meiste Zeit mit dem Gewehrlauf voran durch die Gegend. Aber diese Standard-Missionen werden immer wieder durch interessante Alternativen erweitert, die sich nahtlos in die Action einfügen: Mal muss man unter Zeitdruck und auf hohe Entfernung Gegner mit dem Scharfschützengewehr ausschalten, mal vom Helikopter aus die dicken Geschütze sprechen lassen. Auch greifen die Entwickler dieses Mal mehr denn je zum Stilmittel der Verfolgungsjagd: Egal ob im Auto, im Boot oder einfach nur zu Fuß, dauernd ist man auf der Jagd nach bösen Terroristen und fluchtfreudigen Informanten. Klar, Innovationspreise wird es dafür kaum regnen. Dennoch bin ich für die flüssig eingebundene Abwechslung dankbar.
Mehr: http://www.4players.de/4players.php/dispbericht/PC-CDROM/Test/30037/78107/0/Medal_of_Honor_Warfighter.html

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